Fritze Bollmann
Geschichten rund um den Beetzsee
Das Fritze Bollmannlied
„Fritze Bollmann“ ein Brandenburger Volkslied
In Brandenburg auf dem Beetzsee,
da steht ein Fischerkahn,
und darin sitzt Fritze Bollmann
mit seinem Angelkram.
Fritze Bollmann wollte angeln gehen
Doch dann fiel die Angel rin,
Fritze Bollmann wollt se langen
Da fiel er ooch mit rin.
Fritze Bollmann schrie um Hilfe:
„Liebe Leute rettet mir !“
Denn ich bin der Fritze Bollmann,
aus der Altstadt der Barbier.
Nur die Angel ward gerettet,
Fritze Bollmann der versuff.
Und seitdem geht Fritze Bollmann
Auf’n Beetzsee nicht mehr ruff.
(Volkslied)
Wer kennt nicht dieses bis weit über die Region hinaus in verschiedenen Versionen bekannte Lied über Fritze Bollmann der angeblich beim Angeln im Beetzsee ertrunken ist.
Gab es wirklich diesen Mann, nach dem sogar Straßen, Orte, Vereine und Sehenswürdigkeiten benannt wurden?
Und wenn es ihn gab, erging es ihm wirklich so, wie in dem Volkslied beschrieben, von dem nur einige Urheber bekannt sind?
Einen „Fritze Bollmann“ der eigentlich Fritz Bollmann hieß, hatte es in Brandenburg wirklich gegeben.
Er wurde 1852 in Salbke bei Magdeburg als Sohn des Leinewebers Johann David Friedrich Bollmann geboren. Seine Mutter Marie Sophie Bollmann geb. Mesenberg stammte aus Groß- Ottersleben. 1875 zog der Barbier Fritz Bollmann erstmalig in die Stadt Brandenburg, um als Gehilfe in einem Barbiergeschäft zu arbeiten. Bereits im folgenden Jahr verließ er wieder die Stadt, in die er erst nach drei Jahren wieder zurückkehrte. Die Stadt Brandenburg erlebte in jener Zeit der sich entwickelnden Industrialisierung einen wirtschaftlichen Aufschwung, wodurch viele Menschen, obgleich sie Arbeit hatten, unter armseligen Bedingungen zu leben hatten. Dem Barbier Bollmann erging es nicht anders. Er betrieb in der Altstadt Brandenburg in der Mühlentorstraße von 1882 bis 1896 ein eigenes Barbiergeschäft, in der Hoffnung damit seinen Lebensstandard verbessern zu können. Da sein Verdienst oft nicht ausreichte ihn und seine Familie zu ernähren, flüchtete er nicht selten sich aus Verzweiflung in die Gastwirtschaft gegenüber von seinem Barbiergeschäft. Seine schmächtige Gestalt und seine cholerische Art, die sich noch steigerte, wenn er betrunken war, ließ ihn immer mehr zum Gespött der Menschen in seiner Wohngegend werden.
Wenn die Kinder auf den Brandenburger Straßen nach ihm „Fritze Bollmann“ riefen, geriet er oft so in Rage, dass er wie besessen durch die Straßen lief und nach jedem Jungen schlug und den Rasierschaum nach ihnen spritzte. Den Kindern zur Gewohnheit geworden, wurde er immer mehr zum Objekt für ihren Spott.
Nachdem er einmal beim Angeln am Domstrang aus seinem Kahn ins Wasser gefallen war, setzten sie dem ganzen die Krone auf, in dem sie nun begannen ein Spottlied auf Fritze Bollmann zu dichten, zu dem mit der Zeit immer mehr Strophen hinzu kamen. Die Melodie nahm man von dem damals bekannten Lied „Auf Sedan auf den Höhen“. Kinder und sogar Erwachsene sangen es voller Inbrunst auf der Straße sobald sie Fritz Bollmann sahen, der seinen Ärger darüber kaum unterdrücken konnte.
Der Kaufmann Friedrich Hollerbaum besaß dann die Dreistigkeit dieses Lied als Druck in Auftrag zu geben. Er ließ zu Bollmanns Lebzeiten einen Postkartendruck anfertigen mit Noten, Text und Moritatenbilder unter dem Titel:“Fritze Bollmann, schaurig traurige Begebenheit nach einem im Volksmund überlieferten Text“
Das ging dem Barbier Bollmann zu weit. Gerichtlich konnte das Verbot des dieses Liedes durchsetzen, was dessen wachsender Popularität nicht abträglich war.
Fritz Bollmann wechselte auf der Suche nach einem besseren Leben einige male seinen Wohnort in Brandenburg. Von seinen 11 Kindern, die er mit seiner Frau Agnes hatte, überlebten letztendlich nur drei.
Am 7.Mai 1901 stirbt er im Städtischen Krankenhaus an Zungenkrebs und wird auf dem Altstädtischen Friedhof beigesetzt.
Nach seinem Tod wurden dem Volkslied Fritze Bollmann wurden weitere Strophen hinzu gedichtet, an dem unter anderem ein Lehrer namens Paul Schönfeldt beteiligt war.