Gutshaus Bagow
Das Gutshaus zu Bagow
In der Dorfstraße von Bagow befindet sich der Ribbecksche Gutshof mit einem großen parkähnlichen Grundstück.
Das Objekt besteht aus einem zweigeschossigen Hauptgebäude, dem eigentlichen Gutshaus aus dem Jahre 1545, einem langen Queranbau und einigen Stall bzw. Speichergebäuden.
Erbauer des Hauses war ein Herr von Schlieben, deren Familie bis zur Übernahme durch die Familie von Grävenitz, im Jahre 1693, Besitzer des Hauses war. Ein Sandsteinrelief in dem Raum im Erdgeschoss zeigt den Erbauer Albrecht von Schlieben.
Von 1693 bis 1772 war die Familie von Grävenitz Eigentümer des Gutes Bagow. Diese errichtete den an das feste Haus angrenzenden barocken Seitenflügel.
Am 28.Oktober 1772 kauft Otto Karl Friedrich von Ribbeck das gesamte Areal. Er ist nachweislich in der Rezessurkunde von 1842 als Besitzer des Allodial-Rittergutes zu Bagow genannt. In rechtsmäßiger Erbfolge blieb das Gut bis 1944 im Eigentum der Familie von Ribbeck. Diese endete 1944 mit einem politischen Übergriff des Hans von Ribbeck, der ein Gegner des Naziregimes war. Man verschleppte ihn ins KZ Sachsenhausen, wo er im Februar 1945 ermordet wurde.
Bis zum Kriegsende wurde das Gut unter Zwangsverwaltung gestellt.
Im Zuge der Bodenreform wurde auch das Gut Bagow am 09.Oktober 1945 enteignet. Man nutzte das Haus im Laufe der Zeit als Wohnhaus für Umsiedler, als Schule, Schulhort, als Schwimmlager und als Station Junger Touristen.
So wurde 1946 im Gutshaus eine Zentralschule eingerichtet, die bis zu ihrer Verlegung nach Roskow im Jahre 1963 existierte. 1975 errichtete man im Gutshaus eine antifaschistische Gedenkstätte, da im Gutshaus am 28.04.1945 etwa 100 befreite Häftlinge aus dem Brandenburger Zuchthaus übernachteten.
Die Gedenkstätte wurde 1991 wieder aufgelöst. Bis 1992 wurde das Gebäude als Jugendbegegnungsstätte genutzt. Danach gab es einige Ideen von Investoren für den Ausbau einer Hotelanlage, die aber nicht umgesetzt werden konnten.
1997 kaufte die Familie von Ribbeck das Gut Bagow wieder zurück, nachdem Möglichkeiten zur Rückübertragung ausgeschlossen wurden. Seitdem setzte sie unter ihrem Patron Herrn Hans-Georg von Ribbeck (1909 - 2007) einzelne Gebäude wieder instand. Hauptgebäude und Gutspark wurden bis 2012 von der Gemeinde als Pächter genutzt.
Gebäudestruktur
Insgesamt besteht das Gutshaus aus Keller, Erdgeschoß und Obergeschoß und wird von einem hohen steilen Satteldach zwischen zwei schlichten Giebeln überragt. Der Keller enthält große, freie mit Tonnengewölben überspannte Räume. Das Erdgeschoß hat am Westende zwei mit Sterngewölben versehene Zimmer, die durch kleine profilierte Rundbogentüren untereinander und mit dem Flur verbunden sind.
Bauliche Veränderungen gab es in der Barockzeit, als man an der südlichen Rückseite des Hauses einen langen Flügel anbaute, um die Verbindung zwischen dem alten und dem neuen Teil des Hauses zu errichten. Wahrscheinlich lag der Flur ursprünglich am östlichen Teil der Front, wo sie sich im Portal und in zwei symmetrisch dazu angeordneten Fenstern öffnete. Der am Ende der Front vorragende Anbau enthielt eine Treppe, worauf die halbe Achteckform im Grundriss seines Obergeschosses deutet.
Er stand daher mit dem Flur in unmittelbarer Verbindung und erstreckte sich bis zum Ostgiebel. Die Wendeltreppe im Vorbau genügte im 18. Jahrhundert nicht mehr; man legte sie deshalb damals in den durch den Seitenflügel verdunkelten Teil, der nun zur Diele gezogen wurde, während man ihre frühere östliche Hälfte als Zimmer abtrennte und aus dem Treppenvorbau einen Erker machte.
Diese Umwandlung hatte eine noch erkennbare Änderung der Höhenlage seiner Fenster zur Folge. Das Portal ist in der Weise der Frührenaissance mit seitlichen Halbrundnischen und Hockern in den Gewänden ausgebildet und von einem schlichten Giebeldreieck überragt. Die Fenster warten ohne die jetzigen Umrahmungen und Verdachungsgesimse.
Über der bereits erwähnten Jahreszahl an der Westseite des Vorhauses befindet sich ein kleines Wappen mit geschachtetem Querbalken in Kartuschenform und über der Verbindungstür der beiden gewölbten Erdgeschossräume das in Sandstein gearbeitete und bemalte Bildnisrelief eines Herrn von Schlieben mit dem gleichen Wappen, so dass über die Entstehungszeit und den Erbauer des Hauses kein Zweifel obwalten kann
Das Sterngewölbe Zimmer
Wesentlich noch in alter Form erhalten sind die im gotischen Stil gehaltenen zwei Sterngewölbezimmer im Erdgeschoß. Die Schlusssteine, die bis zu Jahre 1945 farbige Hauswappen der Besitzer des Hauses zierten, sind leider in ihrer ursprünglichen Gestaltung nicht mehr vorhanden. Sowohl die Gewölbe selbst, als auch die erwähnten Wappen, wurden in jüngerer Zeit mehrmals einer unsachgemäßen Restaurierung unterzogen. Erst im Jahre 1980 erfolgte eine fachmännische, vom Amt für Denkmalpflege Berlin geleitete Instandsetzung. Es wurde der Versuch unternommen, das Typische noch zu erhalten.
Über der Zwischentür, die die beiden Sterngewölbezimmer verbindet, befindet sich ein klassisches, renoviertes Sandsteinrelief, das den Erbauer des Hauses, Albrecht von Schlieben, darstellt. Kunstexperten würdigten es in älterer Kunstliteratur als ein wertvolles Bildwerk der Frührenaissance.
Gleichermaßen wertvoll und mit dem Bildrelief gleichaltrig ist der Wappenstein am Turmvorbau. Er zeigt das Hauswappen „derer von Schlieben“ und die Jahreszahl der Erbauung des Hauses: 1545. Diese ist noch in gotischer Gestaltung ausgeführt.
Die freistehende Treppe
Das Erdgeschoß war durch das Portal zu erreichen. In das Obergeschoß führte eine, im Turmvorbau vorhandene Wendeltreppe. Der Abgang war durch eine Wendeltreppe an der Westwand des Hauses möglich. Die gegenwärtig in das Obergeschoß des Hauses führende klassische „freitragende Barocktreppe“ wird sich erst zur Zeit dieser baustilistischen Epoche errichtet worden sein. Nachdem dieser neue Treppenaufgang errichtet war, konnten die alten Wendeltreppen abgebaut werden. Es ist anzunehmen, wenn auch nicht chronistisch nachweisbar, dass zur damaligen Zeit eine Reihe von baulichen Veränderungen erfolgte. Ein weiteres Beispiel dafür ist dass in zwei Räumen des Erdgeschosses Decken im Barockstil, ohne sonderlichen Zierrat, gestaltet worden sind. Das eingangs dieser Betrachtungen erwähnte Foto zeigt auch noch keinen Erkerausbau im Dachgeschoß; ebenso fehlen noch die Dachfenster. Leider wurden die schönen Sandsteinbänke im Jahre 1956 abgetragen. Zu dieser Zeit wurde das Haus als Zentralschule benutzt und die Bänke standen den Schülern „im Wege“. So lautet der damalige Beschluss der Gemeindevertretung.
Sagen um das Gutshaus
Der vermauerte Schatz im Gutshaus zu Bagow
In „Norddeutsche Sagen, Märchen und Gebräuche“ von Adalbert Kuhn und Wilhelm Schwartz steht, dass im alten Gutshaus zu Bagow hinter dem Bild des Herrn von Schlieben ein gewaltiger Schatz eingemauert ist. Es wird prophezeit, dass niemand ihn ohne Gefahr seines Lebens heben kann und bei der Herausnahme des eingemauerten Bildes das ganze Gutshaus zusammenstürzen würde.
Das Spukzimmer
Im Mittelalter gab es in den Kellerräumen ein Verlies. Auf Steinpflöcken waren schwere Eisenringe, an die die Gefangen gekettet wurden. Eine Überlieferung besagt, dass vor vielen hundert Jahren in dem Gutshaus zwei Brüder lebten. Eines Abends bei einem Zechgelage entstand aus nichtiger Ursache ein Streit zwischen den beiden Rittern.
Es entbrannte ein Kampf dem einer der beiden erlag. Ein Blutfleck von dieser Auseinandersetzung soll an der Wand noch bis zum heutigen Tages zu sehen sein. Bisher soll keine Farbe ihn überdecken können da er immer wieder erscheint, lediglich ein heiliges Bild konnte ihn verdecken.
Kein Gutshausbewohner wagte es, seither in der Dunkelheit das „Spukzimmer“ zu betreten in dem die vor Gram gestorbene Mutter der beiden Ritter, „die weiße Frau“, sich nächtens zeigt.
Der Gutspark Bagow
Der zum Gutshaus gehörende Gutspark befindet sich am Westufer des Lünowsees, auch Bagower See genannt. Die Entstehung der Parkanlage lässt sich, gemessen an typischen Merkmalen ihrer früheren Gestaltung, der Zeit des Barock zuordnen.
In der Zeit der Bagower Zentralschule von 1946- 1963 wurde der Park als Pausenhof genutzt und im Laufe der Zeit von Schülern innerhalb der schulischen und außerschulischen Ausbildung unter anderem als Schulgarten und als Station der jungen Naturforscher und Techniker genutzt und gepflegt.
Von 1973- 1991 wurde der Gutspark für eine Touristikstation genutzt wofür eigens zwei Bungalows errichtet wurde. Die Station hatte die Aufgabe Schulklassen bei Wanderungen, verschiedenen Freizeitaktivitäten zu unterstützen und in der Handhabung von Karte und Kompass auszubilden. Ebenfalls wurde der Park zu jener Zeit von der Dorfjugend für kulturelle Veranstaltungen ausgebaut und genutzt dessen Pflege sie auch ehrenamtlich übernahmen.
In den Jahren von 2007 bis 2011 wurde der Park für Ausrichtung der von der Gemeinde organisierten Gutshausfeste genutzt.
Bagower Dorfstr.
14778 Päwesin OT Bagow